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Kultur

Knallbuntes aus Kostheim

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Patrick Hermann ist erst 23 Jahre jung, hat aber seine farbgewaltigen Holzschnittcollagen bereits in der Mainzer Kunstgalerie präsentiert. Eines seiner Bilder hängt seit kurzem im Mainzer Dom- und Diözesanmuseum.

„Noch vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass meine Bilder so einen Anklang finden“, meint Patrick Hermann. Natürlich freue er sich über die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. „Ein wenig ungewohnt ist es aber schon“, gibt sich der junge Künstler bescheiden. Bereits mit 16 Jahren entdeckter er seine Leidenschaft für die Kunst. „Auf dem Gymnasium im Kunstleistungskurs habe ich viel Porträts gezeichnet. Da war ich aber eher einer der Schlechtesten“, erzählt Hermann mit einem Lächeln. Doch mit der Zeit habe sich sein Talent entwickelt. Nach dem Abitur studierte er an der Goethe-Universität Frankfurt zunächst drei Semester Kunst und Religion auf Lehramt und wechselte später aus Interesse zur Kunstgeschichte. Für das kommende Wintersemester hat der Nachwuchskünstler eine Zulassung für die Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Der Abschluss sei für ihn aber nicht das Wichtigste. Besonders freue er sich auf den Austausch mit den Dozenten und Kommilitonen, denn das sei eine tolle Möglichkeit, seinen eigenen Stil weiterzuentwickeln. Doch zu sehr möchte er sich nicht von anderen beeinflussten lassen. „Ich habe ja schon eine gewisse stilistische Eigensinnigkeit entwickelt“, meint er selbstbewusst.

 

Grelle Farben und starke Kontraste

Deshalb möchte Patrick Hermann auch nicht in eine Schublade mit berühmten Künstlern wie Andy Warhol gesteckt werden, auch wenn dieser zu seinen Vorbildern gehört. Die Frage „Ist das Popart“, die eines seiner Werke ziert, lässt der Künstler deshalb bewusst unbeantwortet. Neben Mainzer Motiven wie Kirchtürmen, Brücken oder der Stadtlandschaft zählen vor allem emotionale Collagen aus grellen Spray- und Acrylfarben in blau, gelb oder pink und expressive Holzschnitte mit Linoldruckfarbe in Form von Figuren und bekannten Personen zu seinen Markenzeichen. „Zu den expressiven Farbkontrasten haben mich die Chagall-Fenster in der Mainzer St. Stephans-Kirche animiert“, so Hermann. „Im Gegensatz zu Chagall arbeite ich aber lieber mit naturalistischen Formen.“ Patrick Hermann malt auch Bilder in Öl. In der Ölmalerei haben ihn Mark Rothkos Farbempfinden und Gerhard Richters Rakeltechnik inspiriert. „Es fasziniert mich, wie Richter die Farben zusammenspielen lässt und auf diese Weise eine gewisse Tiefe auf der Leinwand erzeugt“, so der junge Künstler. Bei den Formen und der Schablonentechnik mit Holzschnitt sehe er Gemeinsamkeiten mit dem Künstler Sigmar Polke. Und auf der Metaebene haben ihn der Aktionskünstler Josef Beuys sowie die Schriftsteller Thomas Mann und Goethe inspiriert. All ihre Werke setzten sich kritisch mit der Gesellschaft auseinander. „Das gefällt mir, denn Kunst sollte wie Literatur immer eine Botschaft haben“, so Hermann.

 

Erste große Ausstellung in der Mainzer Kunstgalerie

Bereits im letzten Jahr zeigte Hermann seine Kunst im Kostheimer Heimatmuseum im Rahmen der AKK-Kulturtage. So wurden die Inhaber der Mainzer Kunstgalerie, Christian Vahl und seine Frau Susanne auf ihn aufmerksam. „Christian Vahl hat meine künstlerische Entwicklung eine ganz Weile über Instagram verfolgt und mich dann gefragt, ob ich Lust hätte, meine Bilder in der Galerie auszustellen.“ 44 Werke von Patrick Hermann waren so von Ende März bis Anfang April unter dem Titel „Suche nach Wirklichkeit“ in der Mainzer Kunstgalerie zu sehen. „Einige meiner Bilder thematisieren den digitalen Nebel, in dem sich viele Menschen durch den sich ständig wandelnden, technischen Fortschritt und die Nutzung des Smartphones bewegen.“ Ein anderes Werk mit dem Schriftzug „harder, better, faster, stronger“ übt vor allem Kritik am Kapitalismus und unserer modernen Gesellschaft. „Die Anregung dazu kam mir durch ein Lied des französischen Electro-Duos Daft Punk. Darin geht es um die Entmenschlichung des Individuums durch den Leistungsdruck“, erzählt er. Und auch religiöse Motive wie Jesus am Kreuz oder Maria mit Jesuskind zieren seine Bilder. „Wie hast Du‘s mit der Religion?“ regt eines seiner Kunstwerke zum Nachdenken an, das auf Initiative von Museumsdirektor Dr. Winfried Wilhelmy Einzug in das Dom- und Diözesanmuseum in Mainz hielt. „Im Herbst werde ich wieder im Heimatmuseum in Kostheim ausstellen“, verrät Hermann. Bei seiner Ausstellung unterstützt ihn auch diesmal die Künstlerin Elli Weishaupt. „Auf ihre Initiative hin konnte ich damals zum ersten Mal meine Werke im Kostheimer Heimatmuseum ausstellen“, so Hermann. „Einen Teil meines Erfolges verdanke ich daher auch ihr.“ Gerne gibt Patrick Hermann deshalb auch etwas zurück. Zugunsten der Sanierung des historischen Glockenturms der St. Georgskirche Mainz-Kastel wird derzeit eines seiner Holzschnittmotive mit dem Titel „Blick auf den Kirchturm“ in fünf Farben in limitierter Auflage versteigert. „Bislang sind rund 2.000 Euro zusammengekommen“, freut sich der Nachwuchskünstler.

 

Nächste Ausstellung von Patrick Hermann:

„Searching 2.0 – Neue Wege im Holzschnitt“

Heimatmuseum Kostheim, Hauptstraße 137, 55246 Mainz-Kostheim

  1. August bis 22. September 2019, sonntags: 15 – 17 Uhr

Vernissage: 24. August 2019, 18 Uhr, Eröffnungsrede: Dr. Christian Vahl

Finissage: 22. September 2019, 18 Uhr

Website: www.patrickhermann.jimdo.com

Instagram: @patrick.hermann.art
Facebook: patrickhermannkunst

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