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Kultur

Aus „Ist das Kunst oder kann das weg“ …

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… wird bei der Substanz der Stadt kurzerhand: „Erst ist Kunst, dann kommt das weg.“ Das Projekt zur Förderung von unabhängiger Kunst und Kultur verwandelt seit einem Jahr vorübergehend leerstehende Räumlichkeiten in Off-Locations – von, für und mit Menschen, Mainz und Musenkuss.

von Lea Krumme

Eine Stadt wird geprägt von den Menschen, die in ihr leben“, lautet die Überzeugung hinter dem Projekt: „Wir wollen Mainz mitgestalten und so ermöglichen mehr Raum für Ideen und Kultur zu schaffen – Für die Substanz der Stadt.“ Es sollen Orte geschaffen werden, an denen Kreative ihrer Fantasie freien Lauf lassen und ihre Werke für alle Interessierten frei zugänglich gemacht werden können. Der Wertekompass wird dabei gesteuert von Offenheit, Geselligkeit, Spontanität und sozialem Engagement. Das Programm ist so vielfältig wie die Besucher – das Spektrum reicht von Gruppenausstellungen lokaler Künstler und Konzerten aller Genres über freies Tanzen bis zu Infoveranstaltungen von sozialen und lokalen Institutionen (etwa dem Verein für zivile Seenotrettung RESQSHIP) – der Eintritt kostenlos und Jeder herzlich willkommen – sogar andernorts verpönte selbstmitgebrachte Getränke sind ausdrücklich erwünscht. Wer mag, darf sich aber auch ein Bier aus dem Kühlschrank schnappen und ein paar Taler in die Spendendose schmeißen.

Nur Störenfriede, Rassisten, Homophobe und Sexisten müssen draußen bleiben. Statt eines kommerziellen Berufskünstlerkollektivs steht hinter der Substanz der Stadt einfach „eine kleine Gruppe von Freunden, die etwas zur kulturellen Gestaltung in Mainz beitragen wollen.“ Und darum tummeln sich am Wochenende in den Räumlichkeiten der ehemaligen Reifen Rauch Tankstelle in der Rheinallee, in denen die Substanz der Stadt seit Anfang April ihr aktuelles Zuhause gefunden hat, auch keine versnobten Verfechter elitärer Hochkultur, sondern vor allem aufgeschlossene Studenten und junge Erwachsene.

Temporäre Nutzung ist optimal

Wem das zu utopisch und nach Hippie-Kommune klingt, wird sich freuen zu hören, dass es auch etwas zu kaufen gibt: nämlich die Starke Pfefferminze, einen giftgrünen Pfefferminzlikör aus regionaler und natürlicher Produktion. Trotzdem sind die Einnahmen nicht profitorientiert, sondern bleiben in einem Kreislauf: Sie dienen lediglich der Finanzierung der Zwischenmiete und der Realisierung der nächsten Projekte und Aktionen.

In ihrem momentanen Zuhause darf die Substanz der Stadt sich vorerst bis voraussichtlich Ende August austoben. Danach wird das Tankstellengelände abgerissen und eine neue Off-Location gesucht. Denn nur weil ein bestehender Raum plattgemacht wird, heißt das längst nicht, dass die Idee des Projektes der Abrissbirne zum Opfer fallen muss. Ganz im Gegenteil: „Leerstände bieten für unsere temporäre Nutzung optimale Bedingungen, da keine langfristigen Kosten entstehen und wir ungenutzte Fläche wiederbeleben können.“ Die Substanz der Stadt ist also gewissermaßen der Phönix in der Mainzer Kulturasche: Erst ist Kunst, dann kommt das weg. Und dann wird Platz für Neues geschaffen!

 

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