Die Kleinen ganz groß
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Das Kultmusical von Clark Gesner und John Gordon über einen Tag aus dem Leben der Peanuts ist erstmals in Wiesbaden zu sehen.
von Sarah Marzouk
Bunt, schrill, pointiert. Und voll von mitreißender Musik. Das Musical „Du bist in Ordnung, Charlie Brown“ erweckt die Comicikonen aus der Feder von Charles M. Schulz im Studio des Wiesbadener Staatstheaters zum Leben.
Die Peanuts, das sind kleine Antihelden, die nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer inneren Widersprüche so liebenswert sind: So ist der emotional besonders reife Linus (Christian Sattler), süchtig nach seiner Schmusedecke, die sportliche Patty (Lisa Schaar) leidet an Narkolepsie, die charismatische Lucy (Denia Gilberg) unterjocht andere Kinder.
Natürlich mit dabei ist Charlie Brown – herrlich melancholisch und verkopft von Tim Speckhardt verkörpert, der zusammen mit Michael Geyer die musikalische Leitung innehat – wie er fast stoisch seinen exzentrischen Hund Snoopy (Brandon Miller) sowie den hyperaktiven Vogel Woodstock (Coco Brell) versorgt und das kleine rothaarige Mädchen aus der Ferne anschmachtet. Auch nicht fehlen darf seine kleine Schwester Sally (Katharina Hofmann), die selbst mit Engelslocken und rosa Kleidchen viel taffer wirkt als ihr Bruder.
Sie reden und singen über Hasenjagd und Psychotherapie, Hausaufgaben und Beethoven. Sie lachen, sie brüllen, sie schlafen und sie tanzen. Sie verleihen den kleinen Höhen und Tiefen des Alltags wahre Größe. Das alles begleitet und untermalt vom fulminanten Klavierspiel Michael Geyers. Ob Woodstock beim Gedanken an ein Leben im Käfig in Panik gerät, Snoopy spielt er sei ein Fliegerass, Lucy eine Umfrage zur Ermittlung ihrer Zickigkeit durchführt oder Schröder (Yannic Noel Blauert) den Beethoventag allein feiert, weil es den anderen an Durchhaltevermögen fehlt – die seit 1967 als Musical aufgeführten Sketche bringen das Publikum heute wie damals zum Lachen.
Iris Limbarths temporeiche Inszenierung sprüht vor Energie und Lebensfreude. Mit tollen Kostümen, viel Liebe zum Detail, sehr authentischen Darbietungen sowie hinreißenden Musik- und Gesangseinlagen ist diese Ode an die Unvollkommenheit ein Riesenspaß nicht nur für Kinder. „Glück ist alles, was man liebt“ lautet die zentrale Botschaft am Ende des Stücks. Und die Peanuts, die muss man lieben.