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Mainz Umwelt

79-mal Plastik gespart

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Größer, heller, ehrgeiziger – im neuen Unverpackt in Mainz soll der Plastikverbrauch beim Einkaufen weiter reduziert werden.

Von Tim Porzer

Die große Schaufensterfront mit der Aufschrift Unverpackt Mainz ist nicht nur ein Name oder ein Geschäftsmotto – es ist ein Einkaufsgefühl. Das hellerleuchtete Ladeninnere gibt nicht nur einen Einblick auf das Sortiment, es ist auch ein Lichtblick für die Umwelt. Seit Anfang Januar hat der verpackungsfreie Laden in Mainz sein neues Quartier in der Heidelbergerfaßgasse 16a bezogen. Auf 120 Quadratmetern werden Lebensmittel, Körperpflegeprodukte und vielseitige Alltagshelfer angeboten. Die Besonderheit – alle Produkte sind frei von Plastikverpackungen und können in mitgebrachte Behältnisse gefüllt werden. Wer hier einkaufen möchte, sollte also vorsorgen und genug Dosen, Gläser und Taschen mitbringen. Das plastikfreie Konzept wurde bereits im 55 Quadratmeter kleinen ehemaligen Laden erfolgreich praktiziert und von den Kunden so gut aufgenommen, dass eine Vergrößerung der Fläche notwendig wurde.

Jetzt mit Hühner- und Rinderbrühe

„Der neue Laden wurde sehr gut angenommen und jeder Mitarbeiter hat gemerkt, dass viele neue Kunden kommen“, freut sich Inhaber Majid Hamdaoui. Die ersten Kundenrückmeldungen sind durchweg positiv. „Vielen Kunden war der Weg in die Neustadt zu weit, für sie ist es jetzt kein Umweg mehr“, meint Majid. Die neuen Räumlichkeiten eröffnen dem ehrgeizigen Plastiksparer neue Möglichkeiten. Die große Scheibe sorgt für mehr Licht und die größere Ladenfläche bietet mehr Raum für neue Produkte und Bewegungsfreiheit beim Einkaufen. „Wir haben neue Verkaufsinseln für alle Seifensorten sowie für Essig und Öle“, erzählt der Besitzer bei einer persönlichen Führung durch das Geschäft. Die Verkaufsinseln aus hellem Holz passen dabei nicht nur zur neuen, helleren Atmosphäre, sie ermöglichen dem Kunden zugleich, sich mit den Produkten auseinanderzusetzen. Bei Fragen nehmen sich Majid und seine Angestellten Zeit, aber auch die Kunden geben sich gegenseitig Tipps. Die persönlichen Erfahrungen und der Austausch mit Kunden und Kollegen sind hier fester Bestandteil des Einkaufens. „Wir haben ein eigenes Portal gegründet, um uns auszutauschen und im Februar bin ich einen Tag auf der BIOFACH Messe in Nürnberg und schaue, was es dort gibt“, erläutert Majid. „Seit kurzem haben wir neue Brühen im Sortiment, Hühnchen und Rind“, verkündet er und kündigt zugleich eine vegetarisch-vegane Alternative an: „In Kürze kommen eine Champignonbrühe und eine Gemüsebrühe hinzu“. Damit die Umwelt so wenig wie möglich belastet wird, sind die Brühen bereits in Gläsern abgefüllt. Ist das Glas leer, „wird der Deckel entsorgt und das Glas kann hier zurückgegeben werden, das Glaspfand beträgt 50 Cent“. Ebenfalls in Mehrweggläsern verpackt sind die neuen Suppen und Eintöpfe. Das Angebot reicht dabei von Omas Tomatensuppe oder Karottensuppe bis hin zu Ratatouille. „Hier ist es ein spezielles System, dass sogar die Deckel wiederverwendet werden können“, erklärt Majid. Die drei Euro Glaspfand sind zur Vermeidung von Müll eine sinnvolle Investition. Für den Unverpackt-Experten ist Glas eine der besten Verpackungsmöglichkeiten: „Eine Glasflasche kann bis zu achtzigmal befüllt werden, so hat man 79-mal Plastik gespart“. Das Motto lautet: vom Einweg zum Mehrweg.

Mainzer leben umweltbewusster

Zu Ende eingerichtet sind die neuen Räumlichkeiten noch lange nicht, das Sortiment soll Stück für Stück erweitert werden. Bei der Auswahl der neuen Produkte lässt sich Inhaber Majid gerne auch von Kunden, Kollegen aus anderen Städten oder Erzeugern inspirieren. „Als nächstes kommen eine Nachtcreme und eine Bodylotion, die die Kunden selbst abzapfen können“, verrät er. Durch das bewehrte Zapfsystem können auch Müsli, Öl, und Essig weiterhin in mitgebrachte Behältnisse gefüllt werden. Neben der neuen Frischevitrine, die im kommenden Monat eingeweiht werden soll, ist die Unterbringung der Reinigungsmitteln in einem von den Lebensmitteln abgetrennten, eigenständigen Raum ein weiterer Meilenstein. Neben dem Alltagsgeschäft werden weiterhin Workshops für potentielle Neugründer angeboten. „Das ist kein klassischer Workshop, sondern learning by doing“, erklärt Majid. „Es ist eine Hospitanz, man ist bis zu drei Tage hier, arbeitet voll mit und sieht am Ende des Tages auch die Zahlen.“

Denn die Arbeit ist umfangreich und die Kosten hoch, das hat Majid zuletzt beim Umzug wieder erfahren: „Unseren Laden gibt es seit drei Jahren in Mainz und es ist immer noch Pionierarbeit“. Um die Umzugskosten nicht alleine stemmen zu müssen, griff der Unverpackt-Besitzer auf Crowdfunding via Startnext zurück und konnte so 10.000 Euro akquirieren. „Das Ergebnis ist zufriedenstellend, dafür, dass wir sehr sehr wenig Werbung gemacht haben“, freut sich Majid.

Aber der Unternehmer hat bereits das nächste Projekt im Blick: „Ich habe die Idee, Lizenzen zu vergeben. Hier geht es um eine Verbindung aus Konzept, Philosophie und Verkauf. Ich würde mich um Dinge wie die Homepage oder Fördergeldbeantragung kümmern und das Weitergeben, was ich selbst erprobt habe.“

Die erfolgreiche Neueröffnung des Unverpackt bestätigt indes ein Gefühl, das auch Majid teilt: „Es bewegt sich etwas in Mainz, Meenzer leben umweltbewusst.“

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