Mach ich dann morgen …
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Eine neue Plattform der Mainzer Uni hat zum Ziel, die psychische Gesundheit der Studierenden zu stärken.
von Nadine TannreutherIn den letzten Jahren rücken Stress und psychische Belastung mehr in die Öffentlichkeit. Viele Krankenkassen haben dazu Umfragen generiert mit dem Ergebnis, dass Studierende davon betroffen, teilweise sogar mehr belastet sind als gleichaltrigen anderen Berufen. Dabei ist auch die Nachfrage nach Unterstützung und Beratung angestiegen. Aufgrund des hohen Interesses mit langen Wartezeiten sowie der Erkenntnis, dass sich die Neuerkrankungen psychischer Störungen durch präventive Programme reduzieren ließen, hat die Universität Mainz reagiert: „me@JGU – mental fit durchs Studium“, ein Programm zur Stärkung der psychischen Gesundheit Studierender.
me@JGU – mental fit durchs Studium
Treffen kann es jeden, doch besonders häufig finden sich unter den Belasteten weibliche Studierende um die 25 Jahre. Problembereiche sind meistens depressive Verstimmung, Leistungsdruck und belastende Lebenssituationen. Als Gründe werden vermehrt die Angst vorm Versagen genannt, die zu Frust, Rückzug von Freunden bis hin zu Traurigkeit und Einsamkeit in einen Teufelskreis führen kann. „Damit solche Situationen gar nicht erst entstehen beugen wir vor: Wie kann man sich motivieren, wie schafft man es anzufangen und wie bitte ich um Unterstützung?“ erklärt Projektleiterin Caroline Lutz-Kopp.
Seit Januar 2017 wird in der Psychotherapeutischen Beratungsstelle (PBS) der Uni Mainz im Rahmen des LOB-Projekts (Lehren | Organisierten | Beraten) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an der Plattform gearbeitet: „Studierende stellen eine wichtige Zielgruppe für ein selektives und indiziertes Präventionsprogramm dar. Die psychotherapeutische Beratungsstelle nutzt daher die bisher gesammelten Erfahrungen im Bereich der Online-Beratung für eine Ausweitung ihres psychologischen Hilfsangebotes in einem präventiven Sinn“, so Lutz-Kopp weiter.
Aufschieben, Stress, Prüfungsangst!
Zunächst wurde für eine erfolgreiche Plattform unter Studierenden der JGU eine Bedarfsanalyse durchgeführt. „Relevante Themen sind dabei der Umgang mit Leistungssituationen, negativen Gedanken sowie Stressbewältigung und Erschöpfung“, so Lutz-Kopp. Einzelne Module mit Unterkapiteln behandeln beispielsweise „Studium und Alltag organisieren“, „Prüfungsstress ohne mich“, „einfach mal abschalten und mir etwas gutes tun“ oder „das mache ich dann morgen – Aufschieben, ein Problem“. Dabei gibt es jeweils Informationen zum Thema allgemein und wann es zum Problem wird. Zusätzlich geben Arbeitsblätter, Videos, Screencasts sowie Podcasts Ideen zur Veränderung. Die Interaktion ist anonym. „Es gibt jedoch eine Seite in dem Programm, die wir ,Sei dabei‘ nennen. Darüber können die Studierenden ihre eigenen Tipps in Form von Bildern, Videos, Zitaten und ähnlichem für ihre Kommilitonen zu den verschiedenen Themen einreichen. Häufig profitiert man sehr davon zu hören, was anderen geholfen hat. Hier hoffen wir auf rege Teilnahme.“
Selbstkompetenz steigern
Zu den Erfolgsaussichten nimmt das LOB Stellung: „Ziel ist es, den Studierenden einen besseren Umgang mit kritischen Lebensereignissen und schwierigen Situationen aufzuzeigen, die Selbstkompetenz der Studierenden somit zu fördern und parallel dazu Strategien zur erfolgreichen Bewältigung studienrelevanter Ansprüche aufzubauen und zu festigen.“ Das Online-Programm soll dabei nicht die persönliche Hilfe abschaffen, ganz im Gegenteil, sie ist als Ergänzung gedacht. „Online-Programme haben den Vorteil, dass sie zeitlich und räumlich flexibel genutzt werden können. Auch die Intensität der Bearbeitung kann individuell gewählt werden. Das Programm wird für alle Studierende der JGU frei zugänglich sein“, so Lutz-Kopp.
Zum neuen Semester geht es nun los. Zugang zu den ersten drei Modulen haben dann rund 35.000 junge Menschen an der Universität Mainz.