Die Ruhe nach dem Shitstorm
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Die Ankündigung einer veganen Pizzeria in Mainz hatte im Sommer die Emotionen aufgebacken und die Gemüter schmelzen lassen. Und jetzt? Ist alles ganz cool.
Als Ende Juli ein Mainzer Nachrichtenportal berichtete, dass eine vegane Pizzeria eröffnen wird, eskalierte die Kommentarleiste auf Facebook wie sonst nur beim Thema Migration. Schnell wurde es emotional, man wünschte dem neuen Restaurant die Schließung, warf mit Kotz-Emojis um sich und bezeichnete Veganismus als Krankheit. Zustände wie in Chemnitz, und das wegen einer banalen Restauranteröffnung.
Nun hat Noahs Restaurant seit ein paar Wochen geöffnet. Wie ist es bis jetzt gelaufen? War der Mob schon da? „Nein“, schmunzelt Yannik Wild. „Ich bin ja auch nicht hier, um zu missionieren. Ich freue mich einfach, wenn es den Leuten schmeckt.“ Der 21-jährige Junggastronom ist mehr als zufrieden mit dem Start seiner veganen Pizzeria. „Es läuft so gut, dass ich Personal brauche. Vor allem abends.“ Das Problem: Viele bewerben sich, aber so gut wie keiner hat ein Gesundheitszeugnis. Das braucht man, um in der Küche zu arbeiten.
Die Rückmeldungen der Gäste jedenfalls bezeichnet Yannik als „durchweg positiv“. Viele reservieren schon Tage im Voraus, um einen der wenigen Plätze in dem kleinen Lokal zu ergattern. Einen herausragenden Verkaufsschlager hat er nicht. „Im Moment ist Pilzsaison, da geht die Shroom gut. Tendenziell essen die Leute abends häufiger mit Knoblauch, in der Mittagspause nicht so, weil sie nochmal ins Büro müssen.“
Derzeit hat Yanniks durchschnittlicher Arbeitstag vierzehn Stunden. „Ich bin zwischen sieben und acht auf dem Markt, abends bin ich meist nicht vor elf mit Saubermachen fertig.“ Eine Menge Arbeit also. Trotzdem freut er sich. „Das ist genau das, was ich wollte.“ Und vermutlich genau das, was den Hasskommentatoren nicht schmecken wird.
Yannik Wilds vegane Pizzeria macht übrigens beim -Gutscheinbuch mit, das ab Herbst im Handel erhältlich sein wird!