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Kultur

Lassen wir mal Dampf ab

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Von Verena Hein

„Die Jugend von heute!“ schimpfte schon die Omi. Wir können nichts, wir wissen nichts, wir scheren uns keinen Dreck um irgendwas. Wir werden als „Generation beziehungsunfähig“ betitelt. Generation Handy. Generation Yolo. Generation Instagram und Facebook. Wir leben in einem Zeitalter mit Möglichkeiten und Grenzen einer Generation, die allzu oft mit dem Buchstaben „Y“ beziffert wird. Denn Fakt ist, keine Generation vor uns oder nach uns ist so geprägt von Neuerung, Rückbesinnung und vollkommener Verwirrung.
Das waren noch Zeiten

Vielleicht mögen es gerade die Umbruchzeiten, die wir noch miterlebt haben, sein, mit denen unsere Gesellschaft begründet, wir hätten doch nur Flusen im Kopf. Denn: Wir haben mehr Verständnis für alles Neue UND für alles Alte. Als Smartphones und Facebook aus dem Boden gestampft wurden, waren wir die erste Generation, die damit groß geworden ist. Aber auch diejenigen, die die Zeiten davor noch kannten. Als man statt ständig aufs Handy zu glotzen noch im Garten spielte und Matsche schlürfte, weil das ja wie Kaffee aussieht. Heute, da sitzen Kinder schon im Krabbelkind-Alter mit ihrem iPad da. Und posten mit 10 die ersten Fake-Welt-Instagram-Selfies. Beneiden tu ich diese Kinder nicht. Im Gegenteil: Ich bemitleide sie, dass sie die Zeiten ohne Smartphone und, ja, sogar ohne Handy nie mitbekommen haben.

Schöne neue Welt

Immer mehr Menschen leiden an Burnout. Immer mehr an Depression. Immer mehr verzweifeln an unserer Welt, so wie sie heute ist. Sei es die nicht endbare Erreichbarkeit. Oder sozialen Medien, die einem eine schöne Welt vorgaukeln. Oder die Menschen, mit denen wir uns fast nur noch über Apps unterhalten, statt persönlich zu treffen. Oder die hunderten Fake-Freunde auf Facebook, die, wenn man sie genauer betrachtet, aber sowas von gar nicht zu unseren „Freunden“ zählen sollten. Hinzu kommt, dass wir trotz den ganzen Erfahrungen, die Generationen vor uns nicht mal gemacht haben, als unerfahren und unreif gelten. Da kannste mittlerweile auch studieren was du willst, ob du wirklich einen Job bekommst, weiß heute auch keiner mehr. Die Taxi-Fahrer mit Bachelor-Abschluss seien an dieser Stelle mal nett gegrüßt.

Bullshit-Gefasel

Es gibt Tage, da frage ich mich, wieso ich nicht einfach eine Ausbildung gemacht habe. Besonders dann, wenn mir der tausendste Fremde verklickern will, dass man mit Gesellschaftwissenschaften eh nix mehr anfangen kann. Jahrelange Rechtfertigung meinerseits à la „das kann man aber nicht verallgemeinern“ scheiterten doch wieder. Und ganz ehrlich: Das ist mir mittlerweile einfach zu blöd. Wenn ich dann auch noch von meinem Mitbewohner Sätze höre wie: „Frauen sollten erst gar nicht Medizin studieren, die bekommen doch eh die Kinder und werden niemals Ärztin.“ – da spring ich nu wirklich an die Decke. Da schreit heutzutage jeder Depp nach Feminismus und Gleichberechtigung aber merkt nicht mal, dass er da selbst in die Falle tappt. Fast an jeder Stelle hört man die älteren Leute sagen, sie bräuchten frischen Wind. Junge Leute, mit innovativen und neuen Ideen. Aber lassen sie uns denn die Möglichkeit, genau das zu liefern? Fängt ja alles schon mit dem unbezahlten Praktikum an. Haben wir denn die Chance, wenn wir trotz Studium ganz unten in der Karriereleiter einsteigen müssen? Und wenn auf jeder Stellenausschreibung steht, man solle doch bitte ein Studium UND jahrelange Berufserfahrung vorweisen?

Und nu?

Und was bringt das ganze Rumgemecker? Nichts, richtig. Akzeptieren wir, wie es ist und packen die Sache beim Schopf. Riskieren wir etwas. Geigen wir den alten Generationen einfach mal unsere Meinung. Seien wir doch einfach mal die Generation, die noch mehr verändern möchte. Die Generation, die sich nicht mundtot machen lässt und sich nicht mehr alles vorschreiben lassen will. Die neue Trampelpfade fernab der normalen Wege findet. Und vor allem: Die sich nie unter Wert verkauft.

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