Die Puppenflüsterin
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Das Puppenparadies in der Emster Straße 2 in Wiesbaden nimmt sich Puppen- und Plüschtiernotfällen an. Mit alter Handwerkskunst und viel Liebe zum Detail wurde hier schon so manche Puppe wieder zum Leben erweckt.
Mehr aus Zufall als aus Kalkül kam Hannelore Reidel zu ihrer Arbeit als Puppen- und Plüschtierdoktorin. Mittlerweile ist sie die einzige im Umkreis Wiesbaden und Mainz und hat ein Nischengeschäft wiederbelebt, das sogar auf internationale Nachfrage trifft. So mancher Geschäftsreisende aus Dubai oder LA stand schon unvermittelt mit einem Puppennotfall vor ihrem Laden. Die Kisten, in anderen Worten die Patientenbetten, stapeln sich im Flur – das Geschäft brummt völlig saisonunabhängig das ganze Jahr. Als Reidel in ihrem ehemaligen Farbladen einst aus Nächstenliebe einen ramponierten Puppenwagen vom Flohmarkt wieder aufpolierte, lackierte und neu auspolsterte, entstand das Gerücht, sie repariere auch Puppen. Marktorientiert und wissend, dass reihum alle anderen Puppenläden in Wiesbaden und Mainz dichtmachen, nimmt sie ihr Schicksal an. Sie wächst mit ihren Aufgaben, fährt auf Messen und erlernt ihr Handwerk durch Zuschauen und Ausprobieren. Seit 2007 hat sie ihren eigenen Laden – das Puppenparadies – und ist hier aufs beste ausgestattet: Prothesen und Kostüme in allen Größen. Wenn‘s drauf ankommt setzt sich Reidel auch mal selbst an die Nähmaschine. Ohne je selbst eine große Puppenfanatikerin gewesen zu sein, ist ihre Puppenklinik über die Jahre zum Puppenheim gewachsen, in dem sich so manches Sammlerstück aus Vorkriegszeiten wiederfindet. Da Auktionshäuser schon mit alten Puppen überquellen und dadurch den Sammlerwert drücken, nimmt sich Reidel gutmütig oft Säcken voller Puppen an, päppelt sie wieder auf und stellt sie in ihrem Laden aus. Ankaufen tut sie jedoch keine, denn selbst ein Sammlerstück ist wertlos ohne Käufer. Wer hier seine Puppen abgibt, weiß wenigstens, dass sie in guten Händen sind.